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Eik Breit

(C) Matthias / EAVEik Breit war von Beginn an bei der EAV, die er 1996 verlies. Er spielte Bass und erlangte durch seine Parodien (u.a. von André Heller und Heino) große Beliebtheit bei zahlreichen EAV-Fans. Nach seinem Ausstieg bei der Verunsicherung sang er einige Jahre bei der A capella-Band „4Xang“ (gemeinsam mit Ex-EAVler Wilfried Scheutz), danach war er musikalischer Leiter des Grazer Jazzsommers. Der österreichischen Zeitung Steirer MONAT gab er Einblicke in seine Zeit bei der EAV. Ebenfalls im EAV-Archiv: ein Audiointerview mit Eik.

Vielen Dank an den „Steirer MONAT“ für die Freigabe des Interviews.

Goodbye, Millionen

EX-EAV- und 4-Xang-Musiker Eik Breit besaß einst Millionen. Heute hat er weniger als nichts und blickt dennoch ohne Zorn zurück.

Text: Wolfgang Wildner

Eik Breit wurde als Gerhard Breit am 14. August 1954 in Herzogenburg / NÖ geboren. Eik Breit gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV), bediente dort den Bass und war für seine ansprechenden Parodien bekannt. 1996 verließ er die EAV und trat dem vom Goiserer Sänger Wilfried geleiteten Männergesangsverein „4-Xang“ bei, dessen Mitgliedschaft er jedoch vor einiger Zeit zurücklegte. Derzeit fungiert Eik Breit als musikalischer Leiter des Grazer Jazzsommers.

Bevor er der EAV beitrat, war er ein schon relativ gut bezahlter Informatiker. „Ich war bei IBM und als langhaariger Hippie habe ich mit den braungebrannten Club-Mediterrané-Typen nicht viel anfangen können.“ „Eine Reunion der Erst-EAV ist eine Zeit lang herumgegeistert. Wenn jetzt fünf Jahre gar nicht gewesen wäre, dann könnte man vielleicht sagen: ,Wahnsinn, da sind sie wieder.‘ Ich weiß, dass man da eine fetzige Produktion hinkriegen könnte. Aber das ist eigentlich gegessen. Obwohl: Sag niemals nie.”

„Ich bereue die Erfahrung EAV überhaupt nicht. So etwas erlebt nicht so schnell jemand. Es gibt keine Animositäten – gar nichts. Mit ein bisschen Geschick und jener Dosis Fortune, die in Geldfragen nie wirklich schaden kann, hätte Eik Breit heute wohl ein paar bescheidene Euromillionen auf seinem Konto. Jedoch waren weder das eine noch das andere reichlich vorhanden, sodass sein Vermögen quasi ein karibisches Schicksal erlitt. Heute zahlt der EAV-Mitbegründer und Ex-EAV-Bassist gerade die letzten Raten seines Privatkonkurses zurück – tätige Reue sozusagen. Tief in seinem Herzen mag er den Millionen ja gelegentlich ein bisserl nachtrauern, nach außen jedoch kommuniziert Breit vollendete Gelassenheit und riskierte in einem ausführlichen Gespräch im Grazer Tintenfass, dem Lokal seiner Lebensgefährtin, einen Blick zurück – ganz ohne Zorn.

Riesenaufregung

Man schreibt das Jahr 1984. Die 1. Allgemeine Verunsicherung“ (EAV) ist seit 1977 in ihrer Mission unterwegs. Ein bunter, schräger Haufen mit einem dezent anarchokabarettistischen Musikprogramm. Dann die Riesenaufregung: Mit „Alpenrap steigt die EAV auf Platz sieben der österreichischen Charts ein. „Da haben wir die Korken knallen lassen“, erinnert sich Eik Breit, „das war einfach umwerfend.“ Auf dem Konto habe sich zwar noch nicht viel gerührt, aber in den Medien wurden die Geschichten größer, Fernsehauftritte folgten, eine neue Platte …

Sie befanden sich auf den Highway des Erfolgs.

Und dort macht es bald den nächsten „Klescher“. Mit „Geld oder Leben“ steigen sie in Deutschland auf Platz 10 ein „und von da an sind nur mehr siebenstellige Schillingbeträge auf mein Konto gekommen”. Ein neues Lebensgefühl, das sieht Eik Breit auch heute noch so. „Blitzartig hat du gewusst: ,Bistu narrisch, jetzt kannst du dir alles kaufen.‘ Du kannst dir ein neues Auto leisten und am Konto merkst du nicht einmal eine Differenz. Dass zwei Jahre später die Steuer kommt, wo du nicht nur peckst wie ein Luster, sondern auch noch einmal eine Vorauszahlung in der gleichen Höhe ablieferst … Die Ernüchterung kommt dann ein bissl später, aber egal.“ Zunächst also noch keine Ernüchterung, sondern Jubel, Trubel, Heiterkeit sowie Sex, Drugs und Rock ‘n‘ Roll – wie es sich gehört. Die Kohle wird jedoch nicht überwiegend beim Fenster hinausgeblasen, sondern – ganz die Unternehmer – reinvestiert. Die Tourneen werden länger und aufwändiger. „Die größte Tournee, die wir gemacht haben“, schildert Breit, „war ,Nepomuks Rache‘. Da haben wir fünf Sattelzüge gehabt. Unterwegs haben wir Frank Zappa getroffen. Der ist mit einem LKW durch die Gegend gefahren.“ Macht nix. Tolle Tournee, ausverkaufte Konzerte – bloß übriggeblieben ist nach eineinhalb Jahren praktisch so gut wie nix. „Wir hatten Umsätze erreicht“, weiß es Breit heute natürlich besser, „wo wir wirklich ein richtiges kaufmännisches Management gebraucht hätten. Weil wir aber im Kopf immer noch Pfadfinder waren oder Freaks oder Rock-and-Roller, war uns das wurscht.“

Hitpublikum = flüchtig

Hat denn niemand kapiert, was da abgeht? „Es hat sich keiner besondere Gedanken gemacht. Wir waren ausreichend mit uns selbst beschäftigt, dauernd auf Achse oder im Studio. Über Geld nachzudenken, war eigentlich nicht drin.“ Und dann sei irgendwann die Rezession gekommen. Immer noch große Erfolge, aber eben nicht mehr so große. Weniger Einnahmen. „Die Plattenverkäufe sind von einem irrsinnig hohen Niveau ständig ein bissl gesunken. Dann sind die Hits auch nicht mehr hineingegangen und dann haben wir bei einer Tournee keine Leute mehr gehabt. Im 94er-Jahr haben wir uns aufgerafft und gesagt: 4 Mio. Schilling Schulden sind kein Problem. Machen wir eine Tournee und es passt schon wieder. Wir haben zur Vorfinanzierung Kredite aufgenommen …“ Das Hitpublikum jedoch sei, so Breit, „ein flüchtiges“ gewesen und so seien aus 4 Mio. 8 Mio. geworden usw. 1996 trennte sich Breit von der EAV. Der Ofen war aus.

Auch privat wurde Eik Breit nicht gerade von einem ausgeprägten unternehmerischen Instinkt heimgesucht. „Ich hab mir gedacht, ich mach was ganz Schlaues: Ich kaufe mir eine schöne, große Immobilie. Eine typische Ärztevilla auf der RIes nach dem Motto: besser neureich als nie reich. Mit Sauna, Swimmingpool und 15 ha Grund. Da hat man dann noch ein Tonstudio hineingebaut und eine kitschige, schönbrunnatige Terrasse mit Brunnen… Für Kitsch habe ich immer schon eine Ader gehabt.“ Das habe damals 1989 sieben Millionen Schilling gekostet und zwei weitere seien hineingesteckt worden. „Was ich nicht bedacht habe“, resümiert Breit, „war, dass so eine Immobilie in Graz schwer wieder zu verkaufen ist. Sprich: Ich habe zweieinhalb Jahre versucht, sie anzubringen und musste schließlich die Hosen herunterlassen. Das war dann schon im Endstadium der EAV. Nach dieser Unglückstournee sind dann die Schulden übrig geblieben und wir sind mit den Anwälten herumgesessen, um das auseinander zu dividieren. Eine Scheidung ist mir auch noch über den Weg gelaufen, wo ich ziemlich viel abgelegt habe.“ Und noch ein paar andere „Kleinigkeiten“. Schließlich der Privatkonkurs. Das sei dann doch keine so klasse Zeit gewesen. Heute ist diese Zeit Erinnerung. Eik Breit hat gerade als musikalischer Leiter einen erfolgreichen Grazer Jazzsommer programmiert, arbeitet also jetzt quasi hinter der Bühne. Für (klein)künstlerische Abenteuer als Schauspieler oder Musikkabarettist ist er nach wie vor zu haben, obwohl auch seine Zeit beim 4-Xang der Vergangenheit angehört.

Auf WG-Matratzen

Sein Resümee über die Zeit mit der EAV fällt milde aus, wenn er sie auch nicht durch eine rosarote Brille sieht: „Es war eine intensive, rund 18-jährige Phase, in der ich irrsinnig viel erlebt habe – eigentlich Dinge, von denen andere Rockmusiker nur träumen können.“ Am schönsten sei es in der Zeit vor dem ganz großen Erfolg gewesen. „Der Kontakt mit den Menschen war viel intensiver, als wir noch keinen Erfolg gehabt haben. Da haben wir uns in irgendwelchen WGs Matratzen aufgelegt, das war eigentlich lustiger als die komplett durchgezogenen Fünfsternhotel-Tourneen.“ Er erinnere sich gern daran, wiederholbar sei so was aber nicht. Später sei alles schon vor allem Routine gewesen. Nach außen hin Harmonie. „Eine Harmonie, die durch den Erfolg zusammengeschweißt ist. Wo du dir sagst: Das ist wie ein Lottogewinn, den lasse ich nicht aus. Aber eigentlich hat sich menschlich schon längst alles auseinanderentwickelt, weil eben jeder seine eigene Art hat, mit dem Erfolg umzugehen. Es war nicht einmal mit Streit verbunden, es hat sich, als der Erfolg ausblieb, einfach aufgelöst. Es war alles verblödet und wir waren keine Gruppe mehr, aber man wollte sich das einfach nicht eingestehen, weil es doch noch Geld gebracht hat. Das war die Geschichte.“

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